vom Sehnen und Suchen
Wir Suchenden
Wer sind wir Suchenden?
Was treibt uns an? Die
Sehnsucht?
Wonach sehnen wir uns denn?
Ist es die blaue Blume der
blauen Reiter?
Ist es diese Liebe, die
alles zusammenhält?
Diese Energie, die immer da
ist?
Ist die Lichtgeschwindigkeit
das Limit?
Ist der liebende Gedanke
geschwinder?
Warum ist alles so
verlassen?
Alle Wiesen sind abgemäht.
Alle Worte sind gesagt und
schmecken schal.
Alle Ruinen wurden
vorgemerkt,
alle Fussballfelder sind
aufgerollt.
Alle Friedhöfe sind aufgelöst
Doch sieh, da vorne ist ein
Licht.
Ich will mich auf den Weg
machen.
Schon wieder.
Und immer wieder.
Kein Zensor
Musst keine Angst haben,
da ist keiner.
Keiner ist da,
der dir über die Schulter
schaut
und die Nase rümpft,
oder strafend
seine Augenbrauen dunkel schürzt.
Keiner.
Keiner, dem du dienen musst.
Keiner, dem du Rechenschaft
schuldig bist.
Nur du selber.
Nur du selber weißt in jedem
deiner Augenblicke,
was sich ziemt und was sich
lohnt.
Was dich deinem Ziel deiner
ewigen Sehnsucht näher bringt,
oder was dich weiter
hinunter zieht, mit Bleigewichten,
in die kalte Welt der
allerfernsten Ferne.
Mysterium
Wo ist der Weg und wie lang
muss ich wandern und warten.
Sehnsucht macht süchtig,
und Warten kann sich selbst
genügen.
Wenn des Weges Ende zu uns
kommt,
legen wir den Stab hinweg,
und setzen uns vor die Tür
unsres neuen Hauses.
Und: Wir sehen die Wirren
unsres langen Strebens.
Es ist eine lange ebene
gerade Strasse.
Kein Stein ist auf ihr.
Wie lang waren wir Mäander.
Unsre Hand voller Schwielen
sehnt sich nach dem Stab.
waidwund
wandern
ohne halt
das ewige ziel im herzen
immer wieder hinfallen
immer wieder aufstehen
aufbrechen
immer wieder
das zelt abbrechen
das bündel
schnüren
waidwund im herzen
Stimmensäge
Und diese Stimme drang
bis in die untersten Ebenen
seiner Einsamkeit,
bis in die tiefsten Kerker
seiner Schuld.
Er kroch bis in hintersten
Winkel
begraben von den Fetzen
seines Versagens,
und die Stimme sagte
„Verzeih mir. Ich verzeih
Dir.“
Hinpassen
Ich will nirgendwo hinpassen
in diese
Regenbogenpressewelt.
Ich will nirgendwo
hinpassen.
Nur
in das Herz der Einzigen.
In Dein Herz.
Und ich bin wieder auf der
Strasse,
dort wo ich nicht hingehöre.
Grundsehnsucht
Das Wummern tief in unseren
Seelen.
Kann man das beschreiben?
Muss man das beschreiben?
Nach dem Urknall der Ursehnsucht?
Heimkommen in den Bauch der
Urmutter?
Wann ist unsre Seele am
uralten Ort der Heimat?
Barrique
Und ich ging hin und sah
dies Treiben:
sah, was Andre andern tun.
Und sah im Lächeln andrer
unser aller Leiden.
Dieser kleine Becher süsser reiner
Lust:
Nie kann er unsre Sehnsucht
stillen.
Schuhe zum Stehenbleiben?
Und wieder ist sie da,
alte Freundin, alte
Treiberin.
Mein ältestes Paar Schuhe:
Die Sehnsucht.
Dich werde ich wohl nimmer
los.
Nimm meine Hand und nimm
mich mit.
Gib mir Kraft und Sinn.
Segne mich und meine Wege
und meine Freude innendrin.