vom Heimkommen

 

 

 

Ernte

Und am Abend rollt Dein Wagen in die Scheune,

voll mit reichen Gaben.

Viel hast du verloren.

Viel hast du geerntet.

Nun zählst und wägst du,

Vergleichst das Mass der Ernte mit dem Schweiss.

All dein Versagen,

all deine Hoffnungen,

all deine Träume zählst Du auf.

und alles was Dir durch die Finger rann.

Alles Vergessene, alles Gestohlene, alles Verziehene.

Alles ist wieder da.

Was hast Du verdient?

Komm nach Haus.

Komm heim.

 

 

 

Auftauchen            

Du tauchst, sinkst, ertrinkst.

Du schwebst im warmen Fruchtwasser,

dann tauchst Du auf

und findest dich in Deiner Heimat wieder.

Am Strand warten Deine besten Freunde auf dich.

Sie sind in ihrer Sonntagskluft und braungebrannt.

Sie freuen sich sichtlich, dass Du endlich da bist.

Sie bringen Dir ein sauberes Handtuch und frische Kleider.

Und ein Bier.

Und alles, alles ist gut.

Wo bist Du bloss?

 

 

 

Hitzetod

Stampfend kam die Furie des Zornes und brach alle Fesseln. Brach alle verschlossenen Pforten und lachte schäumend über alle Sicherheitsdispositive.

 

Wir, welche die Zeremonie und das Urwissen hätten hüten sollen, staunten und fielen in unsere Schwerter. Staunten, wie unsere Gedärme aufflammten und alles Umliegende verdarben. Und wir entseelten uns, unsre Augen brachen, alles wie in Zeitlupe. Alles sehr farbig, der Schmerz war in jedem Aufblitzen der Kameras zu sehen.

 

Wir sahen zu, mit weit offenen und blinden Augen, wie wir die Kontrolle über die Aussenwelt verloren, wie wir überhaupt alle Kontrolle verloren. Und dann plötzlich starteten wir durch, wie die neuesten aller MIGs, grosse flammende Düsen waren wir, mit blaugelbem Licht.

 

Und dann wurden wir ins Licht gespien. Unsre Münder öffneten sich zum ultimativ letzten Wort, nur: unsre Münder sollten nie wieder etwas sagen. Wir flogen wie Lichtsplitter wild ins Alles-Licht, ins Alles-Sein, ins Alles-Lieben.

 

Wir glaubten, an uns runter zu sehen, ob die Unterhosen noch da seien, aber alles war nicht da. Alles. Nichts. Nur Licht. Und die Unterhosen spielten keine Rolle mehr.

 

Vor unsren Augen floss Licht wie in einem ruhigen Bergbach, sprudelnd, leicht, plaudernd, rein und völlig heil. Alles war nur noch rein und heil. Wo waren unsre Sünden? Nimmermehr?

 

Meine Mutter sah mir in die Augen. Mein Gott, ihre Augen, so wunderschön, umspielt von Liebesrunzeln. Neue Alles-Welt, neues Alles-Licht, neues Anklicken. Wo ist die Sonne?  Wo der Mond? Nimmermehr.

 

Und da ist die grosse Güte, die so selten in uns war.

 

 

 

Heimat

Heimat ist ein Ort

für den ich sterben könnte.

Was wäre das Bier ohne den Durst.

Was wäre der Feind ohne den Hass.

Was wäre die Heimat ohne die ewige Sehnsucht.

Was wäre die Heimat ohne den Tod.

 

 

Schatzfinde

Wisch doch deine Schatten weg,

sing doch deine Lieder,

heb hoch den Schatz in Deinem See

birg endlich dieses Wrack

in dem dein Herz gefangen ist.

Und dann komm wieder.

Komm nach Haus.

Komm heim.

 

 

 

Trost

Jede Pforte, an der Du vorbeigehst,

wartet auf Dich.

In jedem Haus brennt ein Licht für Dich.

In einem jeden Winkel der Erde

ist ein Stückchen süsser Heimat.

Für Dich.

 

Zeit und Heimat                 

Wie viel Zeit. 

Wie wenig Zeit.

Alle Zeit der Welt.

Abgelaufene Zeit.

Erfüllte Zeit. Erlöste Zeit.

 

 

 

Troja reloaded

Alles Alte ist tot.

Die alte Heimat, die vermeintliche, ist keine Heimat mehr.

Baut endlich eine neue Stadt

auf den Ruinen von Troja.

Schmeisst die Computer weg.

Sucht alles Papier.

Zeichnet Blumen mit Kohle und Lehm.

Schreibt neue Gedichte,

singt die neuen Lieder.

Schreibt neue Geschichte

von der neuen Heimat der Hoffnung.

 

 

 

Wiederwanderer

Und wieder gehst du deinen neuen alten Weg.

Dein Ziel kennst du nicht.

Und bald bricht wieder die Unschuld

in tausend Scherben

unten in der Ebene

wo die Sehnsucht versickert.

 

Aber neues Grün wächst

drüben im Traumland

wo du jede Nacht aufs Neu erwachst.

Wo sich der alte Baum erhebt,

der wieder blüht,

an dem die ungebrauchte Schlinge hängt.

Wo dunkle Veilchen frisches Nass ersehnen.

 

Dort, wo die alten Rituale

immer wieder auferstehen.

Dort, wo der Kelch steht,

neuer Duft im alten Gold.

Hab nur keine Angst,

riech daran, dass Deine Nüstern beben,

und wenn du getrunken hast

und der Wein deine Sehnsucht betäubt hat,

wach auf und fall zurück in diese alte Welt.

 

Geh zurück zu deinem Heim,

dort wo der Weg sich krümmen darf.

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