von der Angst

 

 

 

 

Sucht sucht einen Ausweg

Es ist zuviel,

einfach zuviel.

Nicht dass ich aufgäbe weil ich zu schwach wäre,

diese Situation zu meistern.

Nein.

Zuviel heisst hier mehr als genug.

Die Becher sind geleert.

Meine Sucht findet keinen Ausweg.

Und alles ist verkehrt, verkehrt.

 

 

 

von den Wänden

Wie lange mögen sie noch halten,

die Wände, schon undicht-dünn wie Papier,

die morschen Bohlen unter unsren Füssen,

die zweifelnden Dämme, hinter denen alle Zeiten sind.

 

Das Böse stiehlt sich in die Welt.

Aus dunklem Samen gezeugt

in Hass und Entzweiung.

Leise schleicht es ums Haus.

 

Bitte halte mich.

Ich fürcht mich so.

 

 

 

Fette Frucht des Wahnsinns

Ich züchte meinen Wahnsinn zu dieser fetten Frucht.

Sie soll leuchten in schrillem Gelb und faulen für alle.

Sie soll schmecken nach Elend und Sucht.

sie soll alle arm machen und mich reich in meiner Gier.

damit ich Dir gefalle?

Mein Gott!

Erlösung ist ganz woanders

nur nicht hier bei mir.

 

Ich hab so Angst vor dem Nochmehr,

und die Angst kriecht vor mir her,

aber ich bin über ihr.

Die Angst hat Angst vor mir.

 

 

 

Neu

Und immer wieder

ist alles wieder wie neu.

Neu, unverbraucht,

keine Erinnerung,

ein frisches weisses Blatt.

Frisch wie frisch geschlüpfte Gänseblümchen.

Neu geboren.

Keine Sünden.

Keine Schuld.

Los. Ich will fremdes Blut an meinen Händen.

 

 

 

Der Todesstoss

Er beugte sich hin zu seinem Zögling,

der ihm hin hielt seinen bereiten Nacken,

er sah diesen breiten Nacken,

nahm ihn wahr als nacktes Opferlamm,

holte aus, zielte,

gab sich hin der Todeslust.

Gab mit säender Hand.

Das fressende Metall grub sich in das warme Fleisch

und hieb es ganz ganz entzwei.

Der noch lebende Schädel tanzte durch den Saal,

die toten Augen sahen diese Welt nicht mehr.

Aber er war noch ganz da.

Er war mir zuwider.

Und doch war er mein Zögling gewesen.

Ich war mir zuwider.

 

 

 

Totläufer

Mich besaufen. Alles wegsperren.

Das Gute in mir. Das Böse in mir.

Wie tot muss ich sein, um lebendig zu wirken.

 

 

 

Der süsse Tod

Er kam herein zur Tür

von niemandem beachtet,

einer der ihren? Nein.

Er war der blühende Tod.

Mit der gebenden Hand des Säers

streute er die Saat des Grauens unter sie,

unter das lebendige und geschäftige Getümmel,

er schenkte Tod, Frieden und Auslöschung,

sich und all jenen rundherum,

es ging alles sehr schnell,

es war ein Fetzen und Sengen,

und dann war alles vorbei, vorbei.

Aug um Aug.

 

Weh denen, die diesen Ort suchen müssen, nach der Saat.

Die Saat wird aufgehen in ihren Herzen.

Zahn um Zahn.

 

Verzeihung, fremdes Wort!

Vergessen, niemals?

Und die Saat sät neue Brut.

Kein Happy End?

Aufhören!

 

 

 

Frontschwein

Du eröffnest nur noch Fronten in dir selbst,

machst dir in dir selber sehr viele Feinde,

und dann geht das Gemetzel los.

Zurück bleibt:

Ein wimmernd kleines Wesen.

Schrei nicht, blöder Balg.

Es gibt keine Mutter mehr.

 

 

 

wartesaal

wie diese tage vergehen,

wie sie drauf warten, wieder zu kommen,

sie warten allezeit auf dich.

sie warten im wartesaal der unerlöstheit,

wie all meine fotos auf mich warten in der grossen kiste.

wehe wenn sie wiederkommen.

 

 

 

Die ICH-Versammlung    

Und wieder findet sich die kleine Tafelrunde der verzweifelnden Sieben.

Sieben sagt: Alle Alten sollten eigentlich im Tod erlöst sein.

Alle anderen zeigen mit allen Fingern auf Sieben. Ja, murmeln sie, du fängst an. Dann wieder das gnädige Schweigen, die Runde versinkt in den wirbelnden Bildern,  im Schneegestöber der Gedanken. Ein Strom im wilden Überfluss. Süsse tödliche Strudel.

 

Ich hab das Jenseits gesehen, sagte Sechs. Es hat mich köstlich empfangen mit aller Süsse, aber dann hat es mich wieder fortgeschickt. Wie können wir diese Festung überrennen. Du kriegst eine Eintrittskarte, sagte Vier. Wenn der Schnitter kommt. Aber er will dich freudig überraschen. Wenn du ihn herbeizwingst, gibt er dir das Ewige Nichts.

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